Ihre Ziele, ihre Grenzen und ihre Herausforderungen für die türkeistämmigen Verbände und die Entscheidungsträger in Deutschland
SWP-Studie 2014/S 14, 09.09.2014, 29 Seiten ForschungsgebieteDer Einsatz der türkischen Regierung für die Türkeistämmigen in Deutschland ist Teil einer politischen Strategie, die auf die Stärkung der Diasporaorganisationen gerichtet ist. Aus der Sicht Ankaras zwingt die Globalisierung die Türkei dazu, sich im Geflecht der internationalen Beziehungen neu zu positionieren und die Potentiale der weltweit verstreuten Türkeistämmigen für das Land nutzbar zu machen. Es ist daher davon auszugehen, dass die türkeistämmige Diaspora in Deutschland weiterhin im Fokus der Türkei bleiben wird.
Die deutsche Politik lässt sich bei der Beurteilung der türkischen Diaspora und der von Ankara betriebenen Diasporapolitik häufig vom Schreckbild einer »fünften Kolonne« bzw. eines »trojanischen Pferdes« leiten. Die integrativen Komponenten sowohl der Diaspora als Lebensform als auch der Diasporapolitik geraten dabei ganz aus dem Blick. Aus der Diasporapolitik Ankaras ergeben sich aber nicht nur Herausforderungen für die deutsche Außenpolitik, sondern auch Chancen für die hiesige Integrationspolitik. Was die türkischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger den Türkeistämmigen in Deutschland nahelegen, nämlich die hier gegebenen Bildungschancen besser zu nutzen, sich stärker um den sozialen Aufstieg zu bemühen, aktiv am gesellschaftlichen Leben und auch an der politischen Willensbildung teilzunehmen, ist nur zu erreichen, wenn sich die Angesprochenen moderne Verhaltensdispositionen und einen aufgeschlossenen Habitus zu eigen machen. Insofern verhält sich die türkische Diasporapolitik komplementär zur deutschen Integrationspolitik und zu den Integrationsbemühungen der Türkeistämmigen.