Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine kulminiert der Trend zur Militarisierung der russischen Außenpolitik. Zugleich legt der Krieg die Schwächen des von Moskau 2008 gestarteten militärischen Modernisierungsprogramms offen. Im Vergleich dazu zeigen sich die Erfolge der seit 2014 durchgeführten Reformen bei den ukrainischen Streitkräften. Der Armee gelang es, die ursprüngliche Offensive Russlands in Richtung Kyjiw zurückzuschlagen. Seitdem konzentrieren sich die Kriegshandlungen stärker auf den Osten und Süden des Landes. Zugleich versucht Moskau, westliche Staaten von einer militärischen Unterstützung der Ukraine abzuhalten und warnt dabei unter anderem vor einer nuklearen Eskalation des Krieges.
Seit Beginn der Invasion scheiterten mehrere Versuche, den Krieg durch Verhandlungen zu beenden. Internationale Vermittlungsversuche der Türkei und anderer Akteure brachten keinen Fortschritt. Im März verhandelten Kyjiw und Moskau recht intensiv. Die Ukraine machte weitreichende Vorschläge, auf die sich Russland jedoch nicht einließ. Im April erlahmten die Gespräche vor dem Hintergrund der russischen Kriegsverbrechen in Butscha und anderen Orten sowie der militärischen Erfolge der Ukraine. Wann die Voraussetzungen für effektive Waffenstillstandsverhandlungen gegeben sein werden, bleibt vorerst unklar.
Osteuropa und Eurasien (Stellvertretender Forschungsgruppenleiter)
Osteuropa und Eurasien (Senior Fellow)
Themenlinie Neugestaltung der europäischen Sicherheitsordnung (Ko-Leitung)
Verdeckte Mobilisierung über »Freiwillige«, Vorbereitung einer neuen Mobilmachung
doi:10.18449/2024A26