Prognosen des Wahlausgangs der Europawahlen gestalten sich mitunter schwierig. Zwar regelt ein europäisches Wahlrecht grundlegende Anforderungen an die Europawahlen, die Mitgliedstaaten haben jedoch einen relativ großen Spielraum in der konkreten Ausgestaltung der Wahlen. Eine Übersicht über die unterschiedlichen Wahlsysteme bei den Europawahlen bietet das Europäische Parlament hier. Als eine Aneinanderreihung von 28 Wahlen gelten die Europawahlen jedoch nicht nur deshalb; auch die bisherigen Wahlkämpfe, die vor allem um jeweils nationale politische Themen kreisten, veranschaulichen diese Tatsache. Hinzu kommen Entwicklungen wie der Brexit, die Neuausrichtung einzelner Parteien oder gänzlich neue Parteien, die bislang noch keiner europäischen Partei oder Fraktion im Europäischen Parlament zugeordnet waren. Obwohl sich aus dieser Ausgangslange Unsicherheiten in den Prognosen des Wahlausgangs ergaben, etablierten sich im Vorlauf der Wahlen 2019 erstmals unterschiedliche Prognose-Plattformen, die die neue Zusammensetzung des Europäischen Parlaments auf Basis nationaler Umfragewerte prognostizierten:
Die offiziellen Ergebnisse für die Wahlbeteiligung und den Ausgang der Europawahlen in allen (noch) 28 EU-Staaten finden sich auf einer Sonderseite des Europäischen Parlaments.
Eine Sondersituation entsteht zusätzlich durch den Brexit. Nach aktuellem Stand wird das Vereinigte Königreich die EU am 31. Oktober 2019 verlassen. Weitere Verlängerung(en) sind jedoch nicht völlig ausgeschlossen. Sobald der Brexit vollzogen wird, müssen auch die 73 britischen Abgeordnete das EP verlassen. Dann tritt ein Beschluss von 2018 in Kraft, demnach 46 dieser Sitze weg fallen, 27 Sitze aber zur Verbesserung der Repräsentation im EP an die übrigen Mitgliedstaaten verteilt werden. Das EP schrumpft dann von 751 auf 705 Abgeordnete:
In den betreffenden Staaten wurden die Abgeordneten bereits gewählt, die die zusätzlichen Sitze erhalten sollen. Eine Berechnung der veränderten Zusammensetzung des Europäischen Parlaments nach Vollzug des Brexits findet sich bei Europe Elects. Grundsätzlich wird die EVP, die keine Abgeordneten aus dem Vereinigten Königreich hat, am stärksten von der Neuverteilung profitieren. Renew Europe, Grüne und (in geringerem Maße) S&D verlieren an Sitzen. Die neue »Identität & Demokratie«-Fraktion um die italienische Lega legt leicht zu, insgesamt verringert sich der Anteil an EU-skeptischen Abgeordneten durch den Wegfall der Brexit Party aber wieder.