Eine gute Grundlage für die Rekrutierung von Gesundheitsfachkräften?
SWP-Aktuell 2014/A 25, 29.04.2014, 8 Seiten ForschungsgebieteIn Deutschland fehlt es zusehends an Gesundheitsfachkräften. Daher wächst das Interesse, solche Kräfte auch in Entwicklungsländern zu rekrutieren. Um damit verbundene Probleme für die Herkunftsländer zu vermeiden, orientiert sich die Bundesregierung – wie andere Industrieländer auch – an einem Verhaltenskodex, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2010 verabschiedet hat. Dieser Kodex ist allerdings widersprüchlich: Er empfiehlt, auf die Rekrutierung aus bestimmten Ländern zu verzichten, will aber gleichzeitig das Recht der Fachkräfte auf internationale Mobilität nicht beschränken.
Viele Industrieländer suchen diesen Widerspruch aufzulösen, indem sie sich an eine ebenfalls von der WHO 2006 erstellte Liste von 57 Staaten halten, die einen »kritischen Mangel« an Gesundheitsfachkräften aufweisen – obwohl sie auf unzureichenden Daten und zweifelhaften Kriterien beruht und die WHO klargestellt hat, dass die Liste eine genauere Länderanalyse nicht ersetzen kann. Wie können Deutschland und andere Industriestaaten ihren steigenden Bedarf decken, ohne den Herkunftsländern zu schaden?