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Nordkoreanische Truppenentsendung nach Russland

Motive Pjöngjangs und Implikationen für Europa

SWP-Aktuell 2024/A 57, 14.11.2024, 5 Seiten

doi:10.18449/2024A57

Forschungsgebiete

Die Entsendung mehrerer Tausend nordkoreanischer Soldaten nach Russland stellt nicht nur eine bedeutende Eskalation und Ausweitung des russischen Krieges gegen die Ukraine dar, sondern signalisiert den Übergang zu einer neuen Ebene der rus­sisch-nordkoreanischen Verteidigungskooperation. Diese zunehmende Verflechtung der Sicherheitsdynamiken in Europa und im Indo-Pazifik hat weitreichende Impli­ka­tionen für beide Regionen. Darauf muss Europa reagieren, etwa durch verstärkte Unterstützung der Ukraine, vertiefte nachrichtendienstliche Kooperation mit Süd­korea und verbesserte Szenarienplanung.

Bereits Anfang Oktober berichtete der ukrai­nische Geheimdienst darüber, dass »meh­rere Tausend« nordkoreanische Infanterie­soldaten ausgebildet und für den Kampf gegen die Ukraine eingesetzt werden könn­ten. Der südkoreanische National Intel­ligence Service (NIS) bestätigte wenig später die ukrainischen Meldungen und veröffentlichte Satellitenbilder von russischen Schiffen, die nordkoreanische Truppen in den Fernen Osten Russlands transportierten. Am 23. Oktober bestätigten die USA die Anwesenheit von mindestens 3.000 Sol­daten in Russland. Am 28. Oktober, nach einer Unterrichtung durch eine hochrangige südkoreanische Delegation, erklärte Nato-Generalsekretär Rutte, dass nordkorea­nische Militäreinheiten bereits in die rus­sische Grenzregion Kursk verlegt wurden.

Einige zentrale Fragen bleiben vorerst offen; etwa hinsichtlich der exakten Zusam­mensetzung und Mission der ent­sandten Truppen oder ob Nordkorea bereit sein wird, weitere Truppen zu stellen. Aus diesem Grund sind die militärischen Impli­kationen derzeit auch noch nicht genauer abzuschät­zen. Fakt ist jedoch, dass Nord­korea mit der Entsendung von Soldaten, parallel zu um­fangreichen Waffenlieferungen, nun das ultimative Zeichen für ein Bündnis­engagement im Geiste des erneuerten gegenseitigen Verteidigungsabkommens vom Juni 2024 setzt – und damit zum sichtbarsten und unmittelbarsten Unter­stützer der russischen Aggression in Europa geworden ist.

Signifikante Vertiefung der Nordkorea-Russland-Kooperation

Seit dem Besuch von Wladimir Putin bei Kim Jong Un in Nordkorea im Juni 2024 hat sich der Umfang der militärischen Koope­ration zwischen Russland und Nordkorea drastisch erweitert. Nach Angaben der Nato hat Nord­korea Moskau im vergangenen Jahr 11.000 Container mit rund 2 Millionen Artilleriegeschossen sowie einer Vielzahl ballistischer Raketen und entsprechender Abschuss­systeme geliefert. Hochrangige russi­sche und nordkoreanische Beamte treffen sich inzwischen regelmäßig. Putins Besuch in Pjöngjang im Juni 2024 gipfelte in der Unterzeichnung eines umfassenden stra­tegischen Partnerschaftsabkommens, das darauf schließen lässt, dass beide Seiten bemüht sind, die Grundlage für eine lang­fristige und vielschichtige Kooperation im mili­tärischen, wirtschaftlichen und poli­tischen Bereich zu schaffen. So verpflichteten sich die Vertragspartner unter anderem darauf, auf »globale strategische Stabilität« und die »Errichtung einer neuen gerechten und gleichberechtigten internationalen Ord­nung« hinzuarbeiten (Artikel 2), das Han­delsvolumen zu erhöhen und günstige Bedingungen für die wirtschaftliche Zu­sam­menarbeit zu schaffen (Artikel 8) sowie die Kooperation in den Bereichen Wis­sen­schaft und Technologie, einschließlich Weltraum, künstliche Intelligenz und IT, auszubauen (Artikel 10). Der neue Vertrag enthält auch eine Klausel über die gegenseitige Verteidigung (Artikel 4). Demnach sollen sich die Parteien unverzüglich einander »militärischen und sonstigen Beistand mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln leisten«, sollte eine Partei »in den Kriegs­zustand versetzt« werden. Die Entsendung von Truppen deutet also auf eine direkte Materialisierung dieser Bei­standsverpflich­tung und lässt erkennen, dass die Kooperation zwischen den beiden Staa­ten eine neue Qualität erreicht hat. Zwar war Nordkorea in der Vergangenheit bereits an Konflikten mit Dritten beteiligt, etwa durch die Unter­stützung Nordvietnams in den 60er Jahren durch nordkoreanische Piloten, doch nie zuvor hat Pjöngjang Bodentruppen in einen externen Krieg beordert.

Zentrale Motive Russlands und Nordkoreas

Die Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland unterstreicht, dass Putin, an­statt sich auf eine breitere gesellschaftliche Mobilisierung festzulegen, zur Unterstüt­zung der Kriegsanstrengungen offenbar weiterhin auf alternative Möglichkeiten der Streitkräftegenerierung setzt. Neben sogenannten verdeckten Mobilisierungen zählt hierzu auch die Einbindung nord­korea­nischer Truppen. Nach Angaben des ukrainischen Oberbefehlshabers Syrskyi verlegte Russland zwischen August und Anfang Oktober fast 50.000 Soldaten aus anderen Gebieten des Kriegsschauplatzes in die Kursk-Region. Dies bedeutet, dass die russische Militärführung andere Front­abschnitte schwächen musste. Die mutmaß­liche Verlegung des Gros der nordkorea­nischen Soldaten in die Region Kursk ermög­licht es Moskau, russische Soldaten bei den Angriffsoperationen im Osten der Ukraine einzusetzen und die Verteidigung im Nor­den und Süden auf­rechtzuerhalten. So könnte Moskau auch vermeiden, zusätzliche russische Kontingente von den laufen­den Offensiven in der Ukraine abzuziehen.

Nordkoreas Entscheidung zur Truppenentsendung scheint von mehreren Motiven geleitet zu sein:

Erstens ist der Ukraine-Krieg mittlerweile nicht mehr nur für Putin existentiell; auch Kim Jong Un hat enormes politisches Kapi­tal investiert. Nordkoreas Unterstützung für Russland wurde unmittelbar nach Aus­bruch des Krieges deutlich, als Pjöngjang im März 2022 als eines von nur fünf Ländern gegen Resolution ES-11/1 der UN-General­versammlung votierte. Für Kim kam Putins Krieg zu einem günstigen Zeitpunkt, da Nordkorea nach dem gescheiterten Gipfel­treffen mit den USA in Hanoi 2019 eine grundlegende Revision seiner außenpolitischen Strategie vornahm. Diese kennzeichnet sich durch die (zumindest vorüber­gehende) Aufgabe des Ziels der Normalisierung der Beziehungen zu den USA über Denuklearisierungsgespräche und der Nut­zung der damit verbundenen wirtschaftlichen Möglichkeiten, wie der Erleichterung von Sanktionen. Vielmehr beendete Pjöng­jang sein 17-monatiges Raketentestmoratorium, brachte die andauernde Eskalationsspirale mit Südkorea in Gang und setzt seit­her auf Kooperation mit Russ­land. Wäh­rend das Scheitern der Gipfeldiplomatie mit den USA und Südkorea zwischen 2018 und 2019 den Anstoß für dieses Umdenken bildete, bot (neben dem sich verschärfenden US-China-Konflikt) Russlands Angriffskrieg in der Ukraine förderliche Kontext­bedingungen für die stra­tegische Wende. Für Kim Jong Un zahlte sich die Unterstützung Moskaus politisch durchaus aus. So war etwa Russlands Veto im UN-Sicher­heits­rat gegen die Verlängerung des Mandats des Panel of Experts ein herber Schlag gegen das inter­nationale Sanktionsregime gegen Pjöngjang. Darüber hinaus konnte Nord­korea durch den Ver­kauf von Waffen dringend benötigte Vorräte an Lebens­mitteln, Treibstoff und anderen Materialien beschaf­fen. Dies hat wiederum seine ein­seitige wirtschaftliche Abhängigkeit von China zumindest punktuell gemindert. Im September 2024 bezeichnete der russische Außenminister Lawrow den Status Nord­koreas als Nuklearmacht als »abgeschlos­senes Thema«, die Denuklearisierung Nord­koreas sei endgültig »vom Tisch«.

Zweitens kann Nordkorea durch die Unter­stützung des russischen Krieges wert­volle Erkenntnisse bezüglich der praktischen Wirksamkeit seiner Waffensysteme sammeln. Der Einsatz von Truppen wird der nordkoreanischen Armee darüber hinaus direkte Kampferfahrung verschaffen.

Drittens ist davon auszugehen, dass Kim Jong Un versuchen wird, von Putin einen maximal hohen Preis für die Entsendung von Truppen zu verlangen. So ist zu erwar­ten, dass Nordkorea nicht mehr nur auf die weitere Lieferung von Nahrungsmitteln, Kapital und Treibstoff drängen wird, son­dern auch auf den Zugang zu höherwertiger Militärtechnologie bzw. entsprechendem technologischen Know-how. Mögliche Koope­rationsfelder könnten etwa die Perfektionie­rung der Wiedereintrittstechnologie von Nordkoreas Interkontinentalraketen sein, der Aufbau einer taktischen Atom-U‑Boot-Flotte und die Entwicklung von Raketen­systemen, die in der Lage sind, die Raketenabwehr der USA zu überwältigen.

Implikationen für Europa

Auch wenn die militärischen Implikationen der nordkoreanischen Truppenentsendung derzeit noch nicht treffsicher abzuschätzen sind, hat dieser Vorgang vielschichtige Im­plikationen für Europa.

Zum einen wird die Entscheidung die Beziehungen zwischen Europa und Nord­korea nachhaltig verändern. Europa war traditionell Pjöngjangs diplomatisches Tor zum Westen und nordkoreanische Diplo­maten sind in den meisten europäischen Hauptstädten stationiert. Wiederholt haben in der Vergangenheit informelle Kontakte zwischen Europa und Nordkorea vor allem in Krisenzeiten eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Mit der Entsendung von mehreren Tausend Soldaten nach Russland zum Einsatz im Krieg gegen die Ukraine hat Nordkorea den Rubikon überschritten und etwaige diplomatische Initiativen aus Euro­pa sehr unwahrscheinlich werden lassen.

Zum anderen sieht sich Europa dadurch mit einer noch engeren Verflechtung der Sicher­heitsdynamiken in seinem Umfeld mit denen im Indo-Pazifik konfrontiert, was eine klare strategische Positionierung sei­tens der Nato und der EU erforderlich macht. Insbesondere müssen sich die zen­tralen Stakeholder auf die wachsende mili­tärische Partnerschaft zwischen Nordkorea und Russland einstellen. In der Tat haben sich die Beziehungen zwischen Südkorea (ROK) und der Nato seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs weiter vertieft. Hinsichtlich der EU bietet die jüngst be­schlossene Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft zwischen der EU und der ROK, die auch einen Anfang November erstmals abgehaltenen strategischen Dialog umfasst, einen entsprechenden institutionellen Rahmen.

Implikationen für die Sicherheits­lage auf der koreanischen Halb­insel

Die Vertiefung der Kooperation zwischen Nordkorea und Russ­land birgt mittelbare und unmittelbare Gefahren für die lang­fristige Stabilität der koreanischen Halb­insel und der weiteren Region. Dabei fällt die Annäherung Pjöngjangs an Moskau in die Zeit einer zunehmend feindseligen Poli­tik und Rhe­torik Nordkoreas gegenüber Süd­korea. So kündigte Kim Jong Un beispiels­weise im Januar eine Verfassungsrevision an. In der neuen Version wird Südkorea zum »Hauptfeind« erklärt und das lang­jährig verfolgte Ziel einer friedlichen Wieder­vereinigung aufgegeben. Im Okto­ber sprengte Nordkorea Teile der Straßen und Eisenbahnlinien, die Nord- und Süd­korea miteinander verbinden, und begann mit dem Bau von Befestigungs­anlagen in der Nähe der Grenze. Zuletzt drohte Pjöng­jang mit Vergeltung, sollte Seoul Drohnen in den nordkoreanischen Luftraum schicken, um Propaganda­flugblätter abzuwerfen.

Südkorea hat die Entscheidung Nord­koreas, Truppen nach Russland zu ent­senden, deutlich verurteilt. Jedoch bleibt bis dato (noch) unklar, wie es auf lange Sicht darauf reagieren wird. Zu erwarten ist, dass der Druck auf Seoul insbesondere aus Europa zunehmen wird, das Engagement gegenüber der Ukraine in Form von umfassenderer wirtschaftlicher und huma­nitärer Unterstützung oder gar direkter mili­tärischer Hilfe zu verstärken. Südkoreas Reaktion wird vor allem von drei zentralen Fragen beeinflusst werden:

  • Wird Russland Nordkorea im Gegenzug für die Entsendung von Truppen Militärtechnologie zur Verfügung stellen, die Pjöngjang gegen Südkorea einsetzen könnte?

  • Steht die Entscheidung zur Entsendung von Truppen durch Nordkorea, die dort direkte Kampferfahrungen sammeln könnten, im Zusammenhang mit längerfristigen Überlegungen Nordkoreas hin­sichtlich militärischer Aktionen gegen Südkorea?

  • Bedeutet die Entsendung nordkorea­nischer Truppen eine russische Beteiligung an einem etwaigen militärischen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel?

Ungeachtet der Politik Südkoreas hat sich mit der nordkoreanisch-russischen An­näherung die Sicherheitslage auf der korea­nischen Halbinsel weiter ver­schlechtert. So wird in Seoul etwa befürch­tet, dass sich Pjöngjang durch die Unterstützung Russ­lands für militärische Provokationen gegen­über dem Süden besser gerüstet sieht und daher auch ein konfrontativeres Verhalten an den Tag legen könn­te. Dazu kommt, dass durch die verringerte wirtschaftliche Ab­hängigkeit Nordkoreas von China das Ver­trauen Südkoreas in die Fähigkeit Pekings schwindet, Nordkoreas impulsives und ag­gressives Auftreten zu zügeln.

Der Faktor China

Obwohl China Russlands Krieg in der Ukraine unterstützt hat, dürfte Peking über das neue nordkoreanische Element in der überregionalen Sicherheitsdynamik nicht im Gering­sten beruhigt sein. Zum einen sieht sich die Volksrepublik derzeit ganz offensichtlich mit der Realität konfrontiert, dass sie Einfluss auf Pjöngjang verliert, wäh­rend Russland an Einfluss gewinnt. Zum Zweiten besteht die Gefahr, dass die weitere Zu­spitzung der Sicherheitslage auf der korea­nischen Halbinsel eine noch stärkere mili­tärische Präsenz der USA und ihrer Verbün­deten in der Region nach sich zieht. Den­noch war Pekings Reaktion auf Nord­koreas aktive Mitwirkung an Russlands Krieg bis dato sehr zurückhaltend. Dies könnte sich jedoch än­dern, sollte die Ko­operation zwischen Nord­korea und Russ­land dazu führen, dass China den Status quo auf der koreanischen Halbinsel bedroht sieht. In diesem Fall könnte Peking kon­krete Maßnahmen er­grei­fen, etwa die Unterbindung der Ausfuhr von Petrolkoks nach Nordkorea und Russ­land, das unter anderem auch bei der Her­stellung von Munition verwendet werden kann.

Ausblick

Der Krieg in der Ukraine, die zunehmend engere nordkoreanisch-russische Partnerschaft, die nukleare Bedrohung durch das Kim-Jong-Un-Regime und vor allem die Ent­sendung nordkoreanischer Truppen nach Russland stellen eine unmittelbare Heraus­forderung für Europa, die USA und den Indo-Pazifik dar. Auch wenn die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die militärische Kooperation zwischen Moskau und Pjöngjang begrenzt sind, kann und muss Europa auf diese Eskalation reagieren.

Kurzfristig sollten insbesondere die nach­richtendienstliche Zusammenarbeit mit Süd­korea weiter verbessert und der Infor­mationsaustausch zwischen der Nato und einzelnen europäischen Ländern, unter anderem der Bundesrepublik Deutsch­land, und dem südkoreanischen Geheimdienst verstärkt werden. Die verzögerte Reaktion der Nato und der EU auf frühe Geheimdienstinformationen der Ukraine und Süd­koreas, die von einer nordkoreanischen Truppenverlegung nach Russland berichteten, weisen auf Defi­zite diesbezüglich hin. Eine engere Koope­ration ist umso bedeutender, als Erkenntnisse über den Fortgang der russisch-nordkoreanischen Mili­tär­koope­ration und insbesondere über die Mission der nordkoreanischen Soldaten und etwaige Pläne zu weiteren Entsendungen essentiell sind für die koordinierte Ausarbei­tung politischer Gegenmaßnahmen. Der Besuch einer hochrangigen südkoreanischen Delegation um den stellvertretenden Direk­tor des südkoreanischen Geheimdiensts Hong Jang-won in Brüssel Ende Oktober war deshalb ein wichtiger Schritt. Die EU und Südkorea sollten die Grundlagen für eine Vertiefung und eine mögliche Auswei­tung der bestehenden strategischen Part­ner­schaft zwischen der EU und Südkorea schaffen, die sich noch stär­ker als bisher auf sicherheitsrelevante Aspekte konzen­trieren sollte.

Ferner sollten zentrale europäische Stake­holder wie die Nato, die EU und nationale Regierungen konkrete Pläne erstellen, um auf eine weitere Verschärfung des Kon­flikts auf der koreanischen Halbinsel vor­bereitet zu sein. Entsprechende Szenarienplanun­gen könnten unter anderem fol­gende Fragen aufgreifen: Wie könnte ein Konflikt im Indo-Pazifik ausbrechen und eskalieren? Wie könnten die Nato, die EU und die ein­zelnen europäischen Staaten darauf reagie­ren und wie könnte die Unter­stützung für die Partner im Krisenfall aussehen? In Ko­ope­ration mit den indo-pazifischen Part­nern der Nato (Südkorea, Japan, Australien und Neuseeland) sollten solche Fragen ins­besondere auch im Rahmen von Track-1.5-Dialogen diskutiert werden – denn ähnlich wie im Falle des Einmarschs Russlands in die Ukraine müssen die Entscheidungsträger in Europa und deren Partner im Indo-Pazi­fik auch in dieser Region das Scheitern der Abschreckung und eine weitere Eskala­tion in Betracht ziehen. Bis dato haben europäi­sche Staaten diese Ge­spräche weit­gehend unter sich und inner­halb der Nato mit den USA geführt. Ein Multi-Stake­holder-Ansatz bei der Entwicklung von Szenarien wird mehr Komplexität zulassen und das Ver­ständnis Europas für die Bedingungen und Auswirkungen eines Konflikts im Indo-Pazifik verbessern.

Zuletzt sollte die Entsendung von nordkoreanischen Truppen nach Russland auch als Katalysator für die weitere Vertiefung der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit zwischen der EU und Südkorea dienen. Der jüngst etablierte strategische Dialog und die neue Sicherheits- und Verteidigungspartner­schaft zwischen den EU und der ROK bieten hierfür einen entsprechenden insti­tutio­nellen Rahmen.

Dr. Eric J. Ballbach ist Gastwissenschaftler in der Forschungsgruppe Asien.
Diese Publikation wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung der Korea Foundation.

Dieses Werk ist lizenziert unter CC BY 4.0

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