Ende vergangenen Jahres haben sich acht westafrikanische Staaten und Frankreich auf eine Währungsreform geeinigt. Der Eco soll am 1. Juli den Franc CFA ersetzen. Evita Schmieg erklärt im Interview, warum die Reform auch dann als Erfolg zu werten ist, wenn alles so bleibt, wie es ist.
Im Dezember hat die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) gemeinsam mit Frankreich das Ende des Franc CFA (FCFA) verkündet. Die neue Währung namens Eco soll am 1. Juli in Umlauf kommen. Aber auch sie bleibt an den Euro gebunden. Was ändert sich?
Evita Schmieg: Frankreich wird nicht mehr wie bisher im Aufsichtsgremium der westafrikanischen Zentralbank vertreten sein. Und die UEMOA-Länder, also Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo, werden wiederum nicht mehr verpflichtet sein, die Hälfte ihrer Devisenreserven bei der französischen Zentralbank zu hinterlegen. Frankreich garantiert aber weiterhin die Stabilität des Wechselkurses, indem es selbst Devisen aufkauft, wenn die westafrikanische Währung droht abzusacken, oder verkauft, wenn sie droht zu steigen – ein eher unwahrscheinliches Szenario. Das war auch schon in der Vergangenheit so. De facto ändert sich also nicht viel.
Warum ist die UEMOA dann nicht einfach beim FCFA geblieben? Was hat sie von diesem Schritt?
Es ist vor allem eine emotionale politische Veränderung. Der FCFA hatte immer den Nimbus des kolonialen Instruments. Auch wenn aktuell davon nicht die Rede ist, wird es zudem nun leichter, das System weiter zu verändern. Theoretisch könnte die UEMOA irgendwann den Eco nicht an den Euro, sondern an einen Währungskorb binden, also eine rechnerische Zusammenstellung verschiedener Währungen, die für die Region wichtig sind. Würde dann noch auf die französische Sicherung der Währung verzichtet, wäre man auch nicht mehr so direkt von Europa abhängig. Aber wie gesagt, das steht im Moment nicht an.
Und was hat Frankreich zu diesem Schritt bewogen?
Ich weiß nicht, von wem die Initiative ausging. Es ist aber schwer vorstellbar, dass Frankreich diese Veränderung unbedingt herbeiführen wollte. Das Land zieht aus der Veränderung ja keinen Nutzen. Ich habe aber den Eindruck, es ist ein bisschen politische Verpflichtung. Schon im Zusammenhang mit der Beutekunst und auch mit dem FCFA wurde Frankreich als postkolonialistisch kritisiert. Dem Land wurde vorgeworfen, dass es nur Geld in die Region steckt, um seine Exporte dorthin zu stabilisieren oder Investitionen zu schützen. Ökonomisch betrachtet ist das nicht ganz richtig. Es stimmt zwar, dass Frankreich über Jahrzehnte Geld investiert hat, um die westafrikanischen Wirtschaften zu stabilisieren, und natürlich hat das auch Frankreich geholfen. Für die Wirtschaft des Landes sind die westafrikanischen Wirtschaften aber so unbedeutend, dass das keine große Überlegung gewesen sein kann. Der Anteil Westafrikas am französischen Außenhandel beträgt weniger als zwei Prozent. Allerdings hat Frankreich immer ein Interesse an einer stabilen Region gehabt. Das gilt gerade auch jetzt, wo Westafrika mit terroristischen Strömungen zu kämpfen hat.
Wie müsste sich der Eco entwickeln, um sich als Erfolg zu erweisen?
Da gibt es im Prinzip zwei Antworten. Eine für die UEMOA und eine für die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten ECOWAS (Economic Community of West African States), zu der auch die UEMOA-Staaten gehören. Für die UEMOA, die mit Frankreich schon vorher einen festen Wechselkurs hatte, ist der Eco eine Erfolgsgeschichte, wenn alles so bleibt, wie es ist. Also wenn die Länder es schaffen, ohne riesige Devisendefizite zu wirtschaften, die Währung stabil bleibt und Frankreich nicht intervenieren muss.
Das klingt nicht besonders ambitioniert.
Man muss dabei bedenken, dass die Währungsunion und die Währungsstabilität gegenüber dem Euro bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich war, eben weil es in der Region gelungen ist, die Währung stabil zu halten und mehr Investoren anzulocken als andere afrikanische Länder. Nur weil Frankreich nicht mehr im Aufsichtsgremium vertreten ist, ist jetzt kein größerer Erfolg zu erwarten. Deswegen sage ich, ist es ein Erfolg, wenn alles so bleibt. Es wäre ja auch denkbar, dass jetzt, wo kein Franzose mehr im Aufsichtsgremium sitzt, die Disziplin etwas lockerer wird und mehr Inflation entsteht, die Währung unter Druck gerät und Spekulanten auf ihren Absturz wetten. Das wäre dann ein Misserfolg. Aber davon gehe ich aufgrund der bisherigen Entwicklung nicht aus.
Und inwiefern könnte der Eco für die ECOWAS zum Erfolg werden?
Der ECOWAS gehören neben den acht Staaten der westafrikanischen Währungsunion weitere Länder wie Gambia, Guinea, Liberia oder Sierra Leone an. Sie hatte bereits im Jahr 2003 beschlossen, 2020 eine gemeinsame Währung namens Eco einzuführen. Davon ist sie weit entfernt. Als Voraussetzung für die Währungsunion wurden eine Reihe Konvergenzkriterien definiert, die aktuell keines der Länder vollständig erfüllt, darunter ein Haushaltsdefizit unter drei Prozent und eine Inflation unter zehn Prozent. Zudem weisen die Länder tendenziell eine höhere Inflation als die Länder der UEMOA auf, die eine strengere Haushaltsdisziplin verfolgen. Auch unterschiedliche Politiken, Währungen, Sprachen und Haltungen zu freiem Handel machen die ECOWAS zu keinem optimalen Währungsraum. Aber langfristig wäre es für die größere Region natürlich ein Erfolg, wenn es gelänge, diese Währungsunion herzustellen. Der UEMOA-Eco könnte eine Keimzelle dieser Währungsunion sein.
Das Interview führte Cetin Demirci von der Online-Redaktion.
Perspektiven für Afrika und die europäische Politik
doi:10.18449/2020A12