Muslimische Beiträge zu Integrationsdebatten
SWP-Studie 2010/S 17, 15.06.2010, 44 Pages Research AreasIm aktuellen Diskurs um den Islam in Europa wird häufig übersehen, mit welcher Vielstimmigkeit sich die Muslime zu Integrationsfragen zu Wort melden. Sie agieren in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten und bieten ihren Glaubensangehörigen verschiedene Interpretationen ihrer religiösen Quellen an. Gerade diese Meinungsvielfalt enthält Integrationspotentiale und Ansatzpunkte zur Kooperation, auch bei kontroversen Themen wie dem Tragen von Kopftuch und Schleier. Zwar bezeichnen einige mulimische Dachverbände und ihre konservativen Imame diese Kleiderordnung als religiöse Pflicht. Dagegen stehen jedoch Stimmen anderer muslimischer Theologen oder Glaubensrichtungen wie die der Aleviten, die Frauen keine Bekleidungsvorschriften machen und das Neutralitätsgebot öffentlicher Einrichtungen akzeptieren.
Beim Bau neuer Moscheen und islamischer Zentren erweist sich der Einfluss ausländischer Geldgeber als Ursache verschiedener Probleme. Es mangelt nicht nur an Transparenz, sondern auch an integrationspolitischen Zielen. Bei einigen Großprojekten stehen Geschäftszentren mit Banken, Reisebüros und Hotelbetrieben im Vordergrund, während Gebetsstätten eher ein zusätzliches Angebot darstellen.
Die Selbstverwaltung der Muslime in Europa müsste vor fremder Einflussnahme besser geschützt werden. Hierzu gehört sowohl eine unabhängige Finanzierung ihrer Vereine als auch eine kritische Prüfung ihres Status als Religionsgemeinschaften. Zudem sollten mehr Bürger muslimischer Identität in den politischen Parteien mitwirken können. Hierbei haben Länder wie Großbritannien, Frankreich und Bulgarien wichtige Erfahrungen gesammelt.