Die Staaten Europas müssen das Wechselverhältnis zwischen politischer Souveränität, militärischer Effektivität und ökonomischer Effizienz neu bewerten
SWP-Aktuell 2011/A 56, 24.11.2011, 4 Pages Research AreasWie durch ein Vergrößerungsglas zeigen sich am Libyeneinsatz der Nato schwere Missstände in der europäischen Verteidigung. Nicht nur, dass Europas Verteidigungsfähigkeit chronisch unterentwickelt ist und die Unterstützung durch die USA schwindet: Die Ressourcen, mit denen die Staaten diese Defizite bearbeiten könnten, schrumpfen ebenfalls dramatisch. Die Budgetknappheit hat strategische Folgen. Anders als die »normale« Unterfinanzierung europäischer Verteidigungsapparate in der letzten Dekade verändert sie schlagartig und langfristig Mittel und Ziele der Militärpolitik. Wenn Europa den rasanten Abbau seiner Verteidigungsressourcen nicht stoppt, wird dieser die Struktur von Streitkräften und Rüstungsindustrie umwälzen. Am Ende dieses Prozesses wird ein Europa stehen, das nicht imstande ist, seine strategischen Interessen außerhalb seiner Grenzen zu verteidigen.