Polens atlantizistisch-europäischer Kurs
SWP-Aktuell 2003/A 06, 15.02.2003, 8 Pages Research AreasBei seinem Amerika-Besuch Mitte Januar hörte Polens Staatspräsident Kwaśniewski von Gastgeberseite viel Schmeichelhaftes. Präsident Bush bezeichnete Polen als »besten Freund der Vereinigten Staaten« in Europa, Außenminister Powell als »gleichwertigen Partner«. Obwohl diese Wertschätzung nicht neu ist, spiegelt sie in der gegenwärtigen weltpolitischen Lage die besondere Loyalität Polens gegenüber den USA. Die weitgehende Solidarität mit den USA in der Irak-Frage sowie die Ende Dezember 2002 getroffene Entscheidung, die polnischen Luftstreitkräfte mit US-Kampffugzeugen auszustatten, haben das positive Image Polens in den USA gefestigt. In Europa gibt gerade dies wiederum dem Verdacht eines polnischen Pro-Amerikanismus Nahrung. Sollte Polen sich in Zukunft als EU-Mitglied übermäßig mit amerikanischen Positionen identifizieren, würde es damit das Lager der prononciert amerikanisch und atlantisch orientierten Länder verstärken und gegebenenfalls die Koordination mit Großbritannien forcieren. In der Gegenrichtung könnte mittelfristig die EU-Mitgliedschaft zu einer stärkeren Europäisierung des polnischen Atlantizismus führen.